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Buch beschreibt 200 Jahre in 18 evangelischen Gemeinden

Buch beschreibt 200 Jahre in 18 evangelischen Gemeinden

Remscheider General Anzeiger: 07.09.2017

Rezension von Antje Dahlhaus

Wolfgang Motte, Pfarrer im Ruhestand, hat auf über 200 Seiten die Geschichte des Kirchenkreises Lennep dokumentiert.

Von Antje Dahlhaus (Remscheider General Anzeiger, 07.09.2017)

Er hat sich nicht darum beworben, doch wenn es um geschichtliche Aufbereitung insbesondere im Kirchenbereich geht, dann führt an Pastor Wolfgang Motte im Bergischen

Land kein Weg vorbei. 200 Jahre Kirchenkreis Lennep zu dokumentieren, das war nicht seine Idee, aber eine gewissenhafte Aufgabe, der er sich mit der ihm innewohnenden Disziplin gewidmet hat.

Schon früh war ihm die Zeit vor der Zeit wichtig, der analytische Blick auf historische Ereignisse mehr als ein Wimpernschlag. So muss man sein gut 200 Seiten starkes Werk begreifen, das ebenso viele Jahre einer Gemeinschaft beschreibt, die nicht immer nur auf Schmusekurs war.

18 Gemeinden ist der Kirchenkreis aktuell stark, bei seiner Gründung war er zumindest in der Fläche größer. „Nach der Gründung vor 200 Jahren ist erst Solingen abgetrennt worden, bilanziert Motte, Jahre später trennte man auch Leverkusen von Solingen ab, einstige Dimensionen der Ausdehnung bis an den Rhein schwinden.

Wolfgang Motte hat viel entdeckt bei seinen Recherchen, für die er im Wesentlichen die Kreissydonal-Protokolle verwendete. "Bis auf die Kriegsjahre", sagt er, "da gab es keine, weil keine Synoden stattfanden." Hier findet sich die Gemeinsamkeit in den Überlegungen der einzelnen Gemeinden, die im Alltag oft schwer genug umzusetzen war.

"13 verschiedene christliche Vereine hatten wir in den Jahren."
Pfarrer Motte zum regen Vereinsleben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Dabei waren die Hindernisse viele Jahre klein. "Zwischen Katholiken und unserer Kirche gab es in den Anfangsjahren kein Problem", bilanziert Motte selbst die gemeinschaftliche Nutzung von Protestanten und Katholiken der reformierten Kirche nach dem Stadtbrand in Radevormwald – kein Thema. Der Zeitgeist war der Rationalismus, andere Strömungen folgten.

"Mischehen zwischen katholischen und evangelischen Partnern nahmen zu", sagt er, das sollte durch katholische Taufen der Kinder ausgeglichen werden. Fremd waren sich mitunter auch die evangelischen Gemeinden untereinander, ihr Zusammenschluss zwischen reformierten und lutherischen nicht immer freiwillig.

In Hückeswagen gab es eine kleine arme und eine große reiche Gemeinde mit Ländereien, der Zusammenschluss erfolgte schnell und einvernehmlich. In Radevormwald war es umgekehrt. Nicht alles, was sich im Schulterschluss üben sollte, wollte diesen.

Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus gab es Austrittswellen bei den Kirchen, der Zeitgeist veränderte sich deutlich. Wolfgang Motte ist niemand der verletzen will, Geschichtsklitterung mit Helden, die keine waren, ist ihm allerdings ebenso ein Gräuel. Und es gab Widerstand im kleinen Bereich. Er benennt die Pastoren, die keinen Eid auf den Führer ablegen mochten. Abspaltungen von Glaubensgemeinschaften der christlichen Kirche, die im freichristlichen Bereich ihr Fundament fanden und eine starke Anzahl von christlichen Vereinen prägten die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dazu gehören im Kirchenkreis neben heute noch etablierten Institutionen wie dem CVJM auch aus der Zeit gefallene Zusammenschlüsse wie der Jungfrauenverein. "13 verschiedene christliche Vereine hatten wir in den Jahren", ist Motte noch heute erstaunt, wie viel Zeit Menschen neben körperlich oft harter und langer Arbeit noch in das Gemeinwesen investieren konnten und wollten.

Das Buch zur Geschichte des Kirchenkreises ist an den Kirchenkreis ausgeliefert worden. Die Fotografien im Werk sind im Wesentlichen von Superintendent Hartmut Demski ausgesucht worden. An der neuen Zeitgeschichte im Kirchenkreis beteiligte sich auch Pfarrer Johannes Haun von der Stiftung Tannenhof.

Zur Person

Das Buch "Evangelisch im Bergischen Land", mit dem Untertitel "Der Kirchenkreis Lennep und seine Gemeinden 1817 bis 2017" ist von Pfarrer Wolfgang Motte geschrieben worden und 20 Jahre nach Beginn seines Ruhestandes veröffentlicht worden. Der 85-Jährige ist Mitglied im Bergischen Geschichtsverein und hat in dieser Funktion zahlreiche Hefte, Broschüren und auch ein Buch veröffentlicht. Das aktuelle Werk wird für 24 Euro verkauft.