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Daniela Schwaner: Ein gutes Alibi

Nein, zur Feindin möchte ich die Autorin nicht haben! Dazu jedoch später mehr.

Natürlich regnet es bereits zu Beginn der Geschichte heftig. Was wäre ein Wuppertal-Krimi ohne Regen. Beyenburg, ein idyllisches Örtchen mit Kloster und Stausee, am äußersten östlichen Rand von Wuppertal gelegen, bietet das malerische Umfeld für eine ganz und gar nicht malerische Geschichte: In der Grundschule von Beyenburg wird der Schulleiter Karl Goebel in seinem Büro tot aufgefunden. Kriminalkommissar Kantner nimmt die Ermittlungen auf, und das Buch bevölkert sich zusehends mehr und mehr mit möglichen Verdächtigen, die sehr detailreich mit all ihren persönlichen Unzulänglichkeiten geschildert werden. Dann wird eine zweite Leiche gefunden, eine Kollegin von Karl Goebel. Es wird immer verwirrender. Das Buch mäandert sich, in kurze Kapitel zerschnitten, geschickt durch die Geschichte. Alle Beteiligten lügen, an jeder Ecke meint der Leser, den Schlüssel zur Lösung aller Dinge gefunden zu haben, um dann doch feststellen zu müssen, dass er in die Irre geführt wurde. Mit viel Spannung setzt man die Kapitelschnippsel zusammen und muss tatsächlich bis zum Ende lesen, bis auch das letzte Puzzleteilchen eingesetzt werden kann.

Die Autorin schafft es, trotz der Komplexität der Handlung stets den Spannungsbogen bis zum Ende gleichmäßig hoch zu halten, auch wenn der Leser mitunter verwirrt ist bei der Fülle der vorkommenden Personen. Sie schreibt sehr lebendig, zeichnet farbig und eindrücklich die Geschehnisse. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, jedenfalls der ganz spezielle raue Wuppertaler Humor. Besonders schön finde ich persönlich, dass es alle beschriebenen Orte genau so gibt. Krimis mit Lokalkolorit haben stets einen besonderen Charme.

Tja, und jetzt komme ich wieder zum Anfang zurück: Als Leser sucht man in jedem Buch Identifikationsfiguren, denen man sich mit Sympathie nähern möchte. Daniela Schwaner jedoch beschreibt ihre Personen allesamt bloßstellend, auf ihre negativen Seiten reduziert, mit einem geradezu sezierenden Blick, so dass man mit den handelnden Personen fast Mitleid haben möchte und sich fragt, welche versteckten Aggressionen in der Autorin stecken. Hoffentlich genug, um noch so manchen weiteren guten Krimi zu schreiben …

12.2.2017
Norma Kolb