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Lenneper Ehepaar veröffentlicht Geschichtensammlung

Lenneper Ehepaar veröffentlicht Geschichtensammlung

Lüttringhauser Anzeiger, 04.06.2020

Rezension von Anna Mazzalupi

„Käfer, Kanne, Krämerladen“ heißt das gemeinsame Buch von Dorothee Kotthaus-Haack und Gerhard Haack. Es thematisiert die Zeit der 50er- und 60er-Jahre.

Dass sie einmal gemeinsam ein Buch schreiben, das hätten Dorothee Kotthaus-Haack (69) und Gerhard Haack (75) vorher nicht gedacht. Mit „Käfer, Kanne, Krämerladen“ ist nun ihr erstes gemeinsames Werk im Bergischen Verlag in der Reihe „Mein Bergisches Land“ erschienen.

Authentizität

Unter dem Arbeitstitel „Ohne Plastik und Internet – wie haben wir das bloß ausgehalten?“ haben die Wahl-Lenneper gut ein Jahr lang Geschichten und wahre Ereignisse aus den 50er- und 60er-Jahren gesammelt. Dazu haben sie Interviews mit 15 Freunden aus dem Bergischen geführt, aufgezeichnet und zusammengeschrieben.

Eine sehr intensive Arbeit. Denn die Erzählungen sind nicht nur immer heiter, sondern spiegeln auch traurige Erlebnisse und tragische Lebensgeschichten wider, die genauso zur damaligen Zeit gehörten. „Jede Geschichte ist besonders“, erklärt die pensionierte Grundschullehrerin Dorothee Kotthaus-Haack.

Etwa die ihrer Freundin Hannelore Schmalenbeck, mit der sie gemeinsam in Wuppertal-Ronsdorf auf Holthausen groß geworden ist. Hannelore verlor mit vier Jahren ihre Mutter. Für das Ehepaar blickte sie noch einmal zurück und schilderte, wie ihre Großfamilie ohne Mutter zurechtkam.

Gerhard Haack, Pfarrer im Ruhestand, hat zwar durch das Formulieren von Predigten Erfahrungen mit dem Schreiben. Die eigenen Erinnerungen niederzuschreiben oder die der anderen in Wort und Schrift zu bringen, sei jedoch schon etwas ganz anders gewesen. Haack selbst schildert zum Beispiel, wie er als 16-Jähriger mit einem Mercedes nach Königswinter trampte.

Die Geschichten sind in unterschiedliche Themenbereiche gegliedert und mit realen Bildern versehen – zum Beispiel aus dem Familienleben, der Arbeitswelt oder auch der Freizeitgestaltung. Eins der Bilder zeigt etwa Kotthaus-Haacks Cousin, wie er mit anderen Kindern die Spiele der Lüttringhauser Volksbühne nachstellte. „Das sind ganz viele Details, die da ans Licht gekommen sind“, schwärmt die Autorin. Die Geschichten sind immer persönlich, aber doch allgemeingültig.

Genau diese Authentizität macht das Werk so besonders – und erklärt auch den Erfolg ihres ersten Buches „Kühe, Kappes und Kartoffeln“, dessen dritte Auflage bereits in Vorbereitung ist. Darin erzählt Kotthaus-Haack von ihrer Kindheit auf dem familiären Bauernhof in Ronsdorf. Ursprünglich war das als Trauerbewältigung gedacht, nachdem das Familienhaus abgerissen wurde. Es war auch als Geschenk für ihre Kinder und Enkelkinder gedacht. Daraus wurde ihr erstes, veröffentlichtes Buch.

Für sie sei der Erfolg immer noch nicht ganz fassbar, gibt sie zu. Doch die Zustimmung auf Lesungen, das bestätigende Kopfnicken, dass es genauso in dieser Zeit gewesen ist, hat sie motiviert, das neue Projekt mit ihrem Mann in Angriff zu nehmen. Der wollte dieses Mal unbedingt dabei sein, merkt sie lachend an.

„Es macht Spaß, zurückzublicken“, sagt der Pfarrer in Ruhestand. Auch andere haben viel von damals berichtet. So entstand die Idee, unter anderem befreundete Paare erzählen zu lassen.

Das Titelbild zeigt übrigens Haack als jungen Mann vor seinem Elternhaus in Ronsdorf. Auch er wuchs ländlich geprägt in einer Bauersfamilie auf. Trotzt beruflich bedingter Station in Duisburg bis 2010, hat sich das Paar die Grundzüge der Landwirtschaft bis heute bewahrt. Insgesamt drei Gärten pflegen sie.

Das Buch „Käfer, Kanne, Krämerladen“ haben sie ebenfalls ihren Kindern und Enkelkindern gewidmet, „um ihnen zu zeigen, dass unser Leben damals wertvoll war und in der Hoffnung, dass sie später einmal fragen, wie es damals war“, erklärt Haack. Indirekt soll es auch eine Botschaft in Zeiten von Internet und Plastikflut an die übrige Gesellschaft senden: Es geht auch ohne, und das sehr gut.