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In Diensten des Grafenhauses

In Diensten des Grafenhauses

Westfälischer Anzeiger vom 23.05.2020

Rezension von Jörn Funke

Es braucht mehr als einen Grafen, um eine Grafschaft zu führen. Ohne ein verlässliches Team sieht jeder Herrscher schnell blass aus. Die Grafen von der Mark zählten auch Burgmannen, Ritter und Knappen, die sogenannten Ministerialen. Der Historiker Stefan Pätzold hat sie unter die Lupe genommen.

Hamm – Pätzold widmet den Ministerialen in der aktuellen Ausgabe des „Märkischen Jahrbuchs für Geschichte“ einen Aufsatz. Das Jahrbuch ist eine der traditionsreichsten Publikationen der Regionalgeschichte und widmet sich seit 1887 der früheren Grafschaft Mark, deren Hauptstadt Hamm war und die sich namentlich auf die Burg Mark bezieht. Der Bochumer Historiker hatte den märkischen Grafen und der Grafschaft zuletzt einen Sammelband gewidmet (Die Grafen von der Mark. Neue Forschungen zur Sozial-, Mentalitäts- und Kulturgeschichte. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, N.F. Bd. 41. Münster 2018).

Im aktuellen Aufsatz untersucht Pätzold den Aufstieg der gräflichen Dienstleute in den Ritterstand, also den niederen Adel. Amtsleute und Diener am Hof eines Herrschers hatte es bereits im Frühmittelalter gegeben. Üblicherweise waren sie unfrei, konnten aber herausgehobene Positionen erlangen.

Der erste namentlich bekannte Dienstmann eines märkischen Grafen war ein Wirich, der Adolf I. von der Mark (vor 1182–1249) diente. Von Wirichs Existenz wissen wir aufgrund einer Urkunde aus dem Jahr 1210. Damals ging es um einen Hof, den Wirich als Ministerialer erhalten hatte, über den er und seine Erben aber nicht frei verfügen konnten – als Dienstmann war er zwar wohlhabender, rechtlich aber schlechter gestellt als andere. Trotzdem war der soziale Status der Ministerialen damals bereits so gestiegen, dass sich nun auch Freie für solche Posten interessierten.

1243 werden für die Burg Mark 12 Ministeriale genannt, für die gräflichen Burgen in Altena sind es 5 und in Blankenstein 6. Die soziale Zusammensetzung ist homogen, nur einer wird als Edelherr bezeichnet. Im höfischen Leben spielen die Ministerialen jedoch eine immer größere Rolle. Als Graf Eberhard II. (1278–1308) 1297 den englischen König Eduard I. (1272–1307) trifft, wird er dem Chronisten Levold von Northof (1279-1359) zufolge von einem erlesenen Aufgebot an Ministerialen – Rittern und Knappen – begleitet.

Weitere Beiträge des Märkischen Jahrbuchs für Geschichte widmen sich der Industrialisierung und den Aufständen im Ruhrgebiet 1919/20. Der Münsteraner Historiker Wilfried Reininghaus betrachtet dabei die Protagonisten im Raum Hagen, vor allem den dortigen Oberbürgermeister Willi Cuno (1860–1951).